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Ein Fahrer über Stammtischparolen, besorgte Angstbürger und den Umgang damit - Matthias Glowatsch: Schon. Wir Taxerer sind relativ teure Chauffeure, aber billige Therapeuten. Es wird ja geredet im Wagen. Glowatsch: Deshalb gibt es drei Tabuthemen im Taxi. Man spricht mit Fahrgästen, die man nicht kennt, nicht über Religion, über Politik und nicht über Sex oder Intimes.
Glowatsch: Nicht immer. Die drei Tabuthemen sind übrigens gefürchtete Trinkgeldkiller. Spricht ein Fahrgast eines der genannten Tabuthemen an, muss man versuchen, geschickt umzusteuern. Ein Beispiel: Sagt eine alte Dame, dass sie kaum Rente bekommt und die Asylanten alle in prächtigen Häusern wohnen, frage ich einfach, wo sie denn so wohnt.
Glowatsch: Es ist eine Minderheit, die so etwas loslässt. Und es gibt zwei Varianten. Wir haben echte Rassisten, die es immer schon gegeben hat. Da hilft nur: Ignorieren, beziehungsweise schnellstens wegkommen vom Thema. In zehn Minuten Taxifahrt ändern Sie keine politische Einstellung.
Besser man spricht über Sport, Autos oder das Wetter. Eben über sehr unverfängliche Themen. Glowatsch: Ich nenne sie die Angstbürger, die oft obskuren Theorien anhängen und für sogenannte Fake News sehr empfänglich sind. Das muss durch die Informationsflut aus dem Internet kommen. Die Leute sorgen sich zum Beispiel ernsthaft, dass fremde Mächte Deutschland kaputt machen. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise hat ein Fahrgast mal behauptet, dass alle Deutschen demnächst Asylbewerber in ihren Wohnungen aufnehmen müssten.
Da habe ich dann schon gesagt, dass ich das nicht glaube. Glowatsch: Vielleicht ein bisschen. Aber man muss den Leuten nicht nach dem Mund reden. Wir haben nun mal den Querschnitt der Bevölkerung im Wagen. Wenn zum Beispiel die Umfragewerte der AfD wieder sinken, wird es parallel dazu wieder ruhiger. Zur Zeit ist das so. Glowatsch: lacht Mit Beichtstühlen kenne ich mich, ehrlich gesagt, nicht so aus.